Alte Obstbaumsorten wachsen mit der Rübenbande

Der Gartenbauverein Schiltberg e.V. (GBV) hat eine artenreiche Streuobstwiese im Gemeindegebiet angelegt.

Dem GBV Schiltberg ist der Erhalt der heimischen Flora und Fauna nicht nur eine Verpflichtung, sondern ein Anliegen. Da in den vergangenen Jahrzehnten die Bestände ökologisch wertvoller Streuobstwiesen deutlich zurückgegangen und auch die alten Apfelbaumsorten im Rennen mit Apfel-Hochleistungsplantagen hoffnungslos unterlegen sind, war die Idee geboren, ein Streuobstwiese in Schiltberg anzulegen.

Der Streuobstanbau hatte im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft sowie durch das Bau- und Siedlungswesen wurden jedoch Streuobstwiesen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark dezimiert. Heute gehören sie zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas.

Neben den ökologischen Aspekten, soll die Streuobstwiese auch als zukünftiger Lehrgarten für diverse Kurse rund um Obstbäume und als Exkursionsziel für den ortsansässigen Kindergarten und die Schule einen wertvollen Beitrag leisten.

Damit die Idee Gestalt annehmen konnte, musste zuerst ein passendes Grundstück gefunden werden. Da das Vorhaben im öffentlichen Interesse steht, hat sich dankenswerter Weise die Gemeinde Schiltberg mit einer Teilfläche einer Wiese im Landschaftsschutzgebiet in das Projekt eingebracht. Außerdem hat der Schiltberger Gemeinderat bereits im Januar 2022 seine Zustimmung für die Anlage der Streuobstwiese entlang des Geh- und Radwegs nördlich der Kläranlage in Richtung Weilach gegeben.

Im zweiten Schritt wurde die Finanzierung der Bäume und Materialien sowie einer Informationstafel, die am Radweg aufgestellt wird, sichergestellt. Der Wittelsbacher Land Verein als anerkannte „Lokale Aktionsgruppe“ (LAG) im EU-Programm LEADER, unterstütze die Anlage der Streuobstwiese, so dass der Gartenbauverein Schiltberg die LEADER-Fördergeldern beantragte, die dann auch bewilligt wurden. Jetzt mussten die richtigen regionalen und alten Apfelbäume gefunden werden. Unterstützung dabei kam vom Landratsamt Aichach-Friedberg. Manuela Riepold, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege, hat gemeinsam mit dem renommierten Pomologen Hans-Thomas Bosch aus Ravensburg das Projekt „Erfassung und Erhaltung alter Apfel- und Birnensorten in Nordschwaben“ begleitet. Hier wurde der Gartenbauverein fündig. Von alten Apfelbäumen, die längst keiner mehr kennt, wurden Edelreiser abgeschnitten. Die Baumschule Ketzer hat die Edelreiser auf eine geeignete Unterlage gepfropft. Zwei dieser unbekannten Bäumchen aus Kühnhausen und Haslangkreit stehen jetzt in Schiltberg. Nebenbei besorgte die Vereinsleitung die zugelassenen Materialien wie Pflöcke, Baumbindegurte, Wühlmausdraht, Pflanzerde und hölzerner Fegeschutz.

Samstag 19.11.2022 war es dann soweit. Die Mitglieder des Gartenbauvereins Schiltberg mit Unterstützung der Kinder- und Jugendgruppe „Die Rübenbande“, 37 an der Zahl, machten sich ans Werk. Bestens ausgestattet mit Spaten, Schaufel und Motivation, gruben die Hobbygärtner professionelle Pflanzlöcher. Dann wurde je ein Wühlmauskorb, der die Nager von den Wurzeln fernhält, ins Loch gelegt, das Bäumchen hineingestellt, mit Erde und Humus zugeschüttet und gerüttelt. Anschließend noch einen Gießrand um die Baumscheibe anlegen und die Bäumchen mit einem Bindegurt an beiden Pflöcken fixieren. Zum Schluss noch die Holzmanschette als Verbiss- und Fegeschutz anbringen. Fertig! Fachliche Unterstützung in der praktischen Umsetzung leisteten Els Gayer (1. Vorstand) und Martin Wenger (2. Vorstand). Nach getaner Arbeit wurden die fleißigen Gärtner im Mehrzweckraum auf Kosten der Gemeinde verköstigt.

Die Bäumchen erhielten bereits 8 Tage nach der Pflanzung einen fachmännischen Pflanzschnitt, eine besondere Art des Gehölzschnittes, der nach dem Ein- oder Umpflanzen eingesetzt wird. Beim Umpflanzen verlieren die Gehölze – die in der Baumschule ausgestochen werden – die jungen und äußeren Teile ihrer Wurzel. Das sind genau die feinverzweigten Teile der Wurzel, mit denen die Pflanze das Wasser vom Boden aufnimmt. Das Gleichgewicht von Wurzel und Krone ist gestört. Durch den Pflanzenschnitt, wird das Wachstum und Anwurzeln gefördert, die Bäume wachsen bereits im Herbst noch an.

Die laufende Pflege der Streuobstwiese übernimmt ehrenamtlich der Gartenbauverein. Nächstes Jahr wird noch ein Insektenhotel sowie Greifvogelstangen aufgestellt. Greifvogelstangen sind eine gute Möglichkeit, die Feld- und Schermauspopulation in der Streuobstwiese etwas zu begrenzen und eventuell Extremschäden zu vermeiden.

Außerdem wird noch eine Totholzhecke angelegt. Diese Hecke besteht aus aufgeschichtetem Schnittgut. Insekten, Vögel, kleine Säugetiere nutzen sie als Rückzugsort. Totholzhecken können Lebensräume vernetzen. Die Informationstafel wird ebenfalls nächstes Jahr angebracht.

Highlight nächstes Jahr im Herbst wird ein vom Gartenbauverein Schiltberg veranstaltetes „Apfelfest“, wozu alle Bürger herzlich eingeladen sind.

Bilder unserer Einpflanzaktion:

 

Sitzstange für Greifvögel:

Streuobstwiese Jun 2023:Einweihungsfeier 1. Oktober 2023:

 

Am 1. Oktober wurde die Streuobstwiese in Schiltberg feierlich eingeweiht, die im November des vorangegangenen Jahres vom Gartenbauverein (GBV) angelegt wurde.

 

                                               Die Einweihung, geleitet von Pater Markus, wurde mit einem Apfelfest zelebriert, das zahlreiche Apfelspiele für Kinder und eine Auswahl an Kuchen und Kaffee für die Besucher bot. Schon seit Mitte September schmücken eine Greifvogelstange und eine Infotafel die Wiese, welche die Apfelbaumsorten beschreibt.